Wir, Philipp Friberg und Filippo Korell, konnten uns gleich zwei Träume in unseren
Ferien im Sommer 2001 verwirklichen: Veloferien und Ferien in Schottland.
Die Highlights unserer Ferien waren sicherlich die Fahrt durch die nördlichen
Highlands, der Besuch der Insel Islay sowie als Abschluss das Military Tattoo in Edinburgh.
Insbesondere die nördlichen Highlands und die Inseln der Hebriden sind ein Paradies
für Velofahrer: Wenig befahrene Strassen führen durch wunderschöne Landschaften.
Einzig das Wetter zeigt, wofür Grossbritanien bekannt ist, auch im Sommer seine Launen. Wir hatten jedoch
Glück: bis auf einen Tag auf Uist sind wir von langen Velostrecken im Regen verschont geblieben. Der Regen
fiel jeweils in der Nacht oder beschränkte sich auf eine kurze Dauer, trotzdem waren unsere Regenkleider
eine gute Investition...
Natürlich gibt es auch einige Punkte, die bei einer solchen Reise zu beachten sind.
Insbesondere die Versorgung ist entsprchend der dünnen Besiedlung in einigen Gebieten auch sehr dünn
gesät. So ist es ratsam, in einer Ortschaft mit Einkaufsgelegenheit gut zu überlegen, wo der nächste
Shop sein wird, denn dieser kann durchaus 60 Meilen entfernt sein. Auch ist es sehr von Vorteil, nicht auf einen
Velomechaniker in der Nähe hoffen zu müssen, die wichtigsten Ersatzteile ghören also unbedingt ins
Reisegepäck.
Leider gibt es vieles, das wir aus Zeitgründen auslassen mussten. Insbesondere haben
wir die äusseren Hebriden im Schnelltempo absolviert um noch ein paar Tage Zeit für Islay zu haben. Aber
es war wohl keiner von uns zum letzten mal in Schottland...
Nachdem wir ausnahmsweise ausgeschlafen haben, besorgten wir uns in der Tourist Information
einen B&B-Prospekt. Filippo stellt fest, dass die Abende in Schottland mit Pullover erträglicher sind und kauft
deshalb ein Exemplar im Supermarkt.
Am Ausgang von Inverness finden wir einen wunderschönen Weg entlang der Meeresbucht.
Wir folgen diesem und legen unterwegs einen Halt ein, um unsere Kleidung dem strahlenden Sonnenschein anzupassen.
Wir geniessen die herrliche Aussicht über den Bealuy Firth nach Osten und beobachten
den Zug, der wie wir nach Dingwall fahren wird...
Kurz nach Inverness musste es mal Passieren: unsere erste Panne! Filippo's Gangschaltung
verweigert plötzlich seinen Dienst. Der Fehler ist schnell gefunden und das Gangkabel gewechselt. Was wir zu diesem
Zeitpunkt nicht wissen: Es wird eine Woche dauern, bis wir unser Ersatzgangkabel retablieren können. In jedem
anderen Dorf werden wir auf Inverness oder das nächste Dorf verwiesen.
In Beauly treibt uns der Hunger in einen Shop, wo wir ein sportlergerechtes Mittagessen
kaufen. Glücklich nach dem Genuss von echtem Emmentalerkäse stellen wir entsetzt fest, dass Strongbow ein
alkoholhaltiges Getränk ist.
Nach Muir of Ord beschliessen wir auf Nebenstrassen weiterzufahren. Der Nachteil dieses
wunderschönen Abstechers waren allerdings etwa 500 Fuss Höhendifferenz...
In Dingwall angekommen, machen wir uns auf die Suche nach einem B&B. Die
Zeitungsverkäuferin hat schliesslich den Manager vom Golfplatz geholt, der uns das Zimmer - mangels
Morgenessen - zu einem sehr günstigen Preis überlassen hat.
Sofort suchen wir den naheliegenen Supermarkt auf und durchstöbern die Regale nach
Orangensaft mit mehr als 10% Fruchtanteil und Sportlernahrung. Das Resultat ist auf den Bildern zu sehen...
Wetter: Schön und sonnig
Distanz: 24 Meilen
Heute ist ein Tag der Ruhe und der Entspannung angesagt.
Da in Embo nichts los ist, machen wir uns um 11 Uhr auf den Weg nach Dornoch. Hier
suchen wir nochmals die Tourist Information auf, um uns mit gutem Kartenmaterial
für die Weiterfahrt in den Norden sowie dem Fähr-Fahrplan für die
Hebriden zu versorgen. Nach einer anschliessenden Einkaufstour begeben wir uns in
ein Cafe, um unsere weitere Reise zu planen.
Natürlich haben wir eine Karte in unsrerem B&B
vergessen, so radelt Filippo gemütlich im Windschatten eines Autos nach Embo
zurück, um diese zu holen.
Nach einem sehr gemütlichen Nachmittag suchen wir
schliesslich ein Restaurant für das Nachtessen, um anschliessend wieder nach Embo
zurückzukehren.
Zurück im B&B trinken wir noch etwas Finlaggan und
fallen schliesslich müde in unsere Betten.
Wetter: Stark bewölkt
Distanz: 6 Meilen
Da wir gestern bis Lochmaddy gekommen sind, haben wir heute den Ganzen Tag für die
restlichen 44 Meilen bis Lochboisdale Zeit, wo wir morgen früh mit der Fähre zurück auf das Festland
gehen wollen. Im Gegensatz zu gestern wissen wir genau, in welcher Ortschaft wir heute Abend sein werden. Um nicht vor
dem gleichen Problem zu stehen wie gestern, gehen wir nach dem Check-out als erstes zum Büro der Tourist
Information um eine Unterkunft zu reservieren. Um 10:30 Uhr machen wir uns frohen Mutes auf den Weg.
Die erste halbe Stunde kommen wir trotz langsam einsetzendem Regen recht gut voran, bis wir die A865 erreichen. Hier
legen wir einen kleinen Halt ein und nutzen den Shop, um Verpflegung einzukaufen. Uns begegnet eine Familie, welche
mit dem Velo in der Gegenrichtung unterwegs ist und ebenfalls hier einen Einkaufshalt einlegt. Uns fällt dabei
Ihre Taktik gegen den Regen auf: Kurze Hosen, so können weniger Kleider nass werden...
Leider müssen wir feststellen, dass der Regen heute nicht von kurzer Dauer ist. Auch der von Süden kommende
Wind erleichtert das Vorwärtskommen nicht gerade.
Unzählige Meeresbuchten, Inseln und Dämme entlang der Strasse beherrschen das
Bild der sehr flachen Insel. Nachdem wir mehrere Stunden gegen das Garstige Wetter angekämpft haben, erreichen
wir schliesslich den langen, einspurigen Damm zwischen North Uist und South Uist. Da hier ein Kreuzen selbst von Velos
und Autos schwierig ist, legen wir an beinahe jedem Passing Place eine kurze Pause ein.
Kurz nach dem Damm fahren wir an der "Lady of the Isle" vorbei. Diese Statue
ist - neben dem Geburtshaus von Flora mac Donald und einigen Ruinen - so ziemlich die einzige von Menschenhand
geschaffene Sehenswürdigkeit auf der Insel. Da leider das Wetter nicht garstiger sein könnte, begnügen
wir uns mit einem kurzen Blick von der Strasse aus.
Nach 7 Stunden Fahrt erreichen wir schliesslich Lochboisdale - Die warme Dusche im
B&B Bayview ist eine wahre Erlösung...
Wetter: Regen und permanenter Gegenwind
Distanz: 44 Meilen
Nach einem gewohnt ausgiebigen Morgenessen machen wir uns auf den Weg zum Fährhafen,
welcher ganze 500 Yards entfernt liegt. Wie gewohnt sind wir viel zu früh dort, da wir die Check-in Zeit aus dem
Fahrplan ernst genommen haben. Trotzdem legt die Fähre pünktlich um halb Neun in Lochboisdale ab.
Auf der Fähre haben wir genügend Zeit um Karten und Fahrpläne zu
studieren. Wir möchten beide unbedingt nach Islay und dort möglichst ein paar Tage bleiben. Das einzige
Problem ist, dass wir in einer Woche bereits wieder in Edinbourgh sein müssen...
Nach ausgiebigem Studium der Strecke und insbesondere der Fährverbindungen zwischen Islay und dem schottischen
Festland sehen wir, dass wir mindestens 4 Tage für den Rückweg nach Edinbourgh einplanen müssen. Damit
unser Islay-Besuch nicht zu kurz ausfällt beschliessen wir, so schnell wie möglich von Oban weiterzureisen.
Die Fähre Oban-Islay fährt leider nur am Mittwoch. Als Alternative bietet sich Kennacraig an. Von dort
bestehen täglich 3 Verbindungen auf Islay. Einen kleinen Haken hat die Sache: Kennacraig liegt 56 Meilen
südlich von Oban...
Nach sechseinhalb Stunden Fahrt erreichen wir schliesslich Oban. Auch wenn Oban mit knapp
10'000 Einwohnern nicht gerade als Grosstadt einzustufen ist, sind wir überwältigt vom riesigen Rummel in
dieser Stadt. Wir machen uns auf die Suche nach unserem Hostel, welches sich als unsere günstigste, aber leider auch
dementsprechend unkomfortable Unterkunft erweisen wird.
Wetter: Morgens leichter Regen, bewölkt
Distanz: 1 Meile
Auf dem ersten Stück der heutigen Etappe erwartet uns ein ansehlicher Hügel. Nachdem wir die
??? Fuss Höhendifferenz zuerst anstrengend nach oben und anschliessend erholsam nach unten hinter uns gebracht haben, bemerkt
Philipp, dass seine Trainerjacke unterwegs abgesprungen ist. Schnell entschlossen deponieren wir unser Gepäck in einem Weizenfeld
und erklimmen die Steigung erneut auf der Suche nach der Jacke. Dabei staunt ein Velotourist, der in der gleichen Jugendherberge
übernachtet hat, dass wir bereits wieder auf dem Rückweg sind. Oben angekommen, müssen wir
feststellen, dass sich die Trainerjacke gut versteckt hat. Trotzdem machen wieder uns sofort wieder auf den Weg, damit wir die
Fähre noch erwischen. Der Typ aus der Jugenherberge staunt noch mehr, als wir Ihn auf der Abfahrt überholen.
Glücklicherweise vergessen wir das Gepäck im Weizenfeld nicht...
In Brodick besteigen wir die Fähre und fahren endgültig retour auf das
schottische Festland. Nach der Überfahrt finden wir uns in einer Gegend wieder, die mit der Einsamkeit auf den
Hebriden nicht zu vergleichen ist. Wir müssen uns wieder an verkehrsreiche Strassen, Ampeln und Abgase gewöhnen.
Wir finden nach kurzer Zeit Schilder des National Cycle Network, die wir vor Inverness
lieben gelernt haben. Trotzdem wagen wir es wieder... und unsere Liebe wird erwiedert (Siehe Foto).
Nichtsdestotrotz können wir auf dem Veloweg verkehrsreiche Strassen weitgehend
umfahren und kommen in den Genuss einer wunderschönen Landschaft.
Allerding treffen wir an unserem Etappenziel auf eine Stadt, welche uns mit Ihrem (motorisierten)
Verkehrsaufkommen schockt. Nachdem wir in dieser Beziehung die letzte Woche verwöhnt wurden, bedeutet Ayr
Stress pur.
Wetter: Morgens Schön
Distanz: 37 Meilen
Wir fahren von Ayr nach Lanark und überqueren dabei eine Autobahn.
In Lanark beschliessen wir direkt zur Jugendherberge in New Lanark zu
fahren und uns dort nach einem Shop umzusehen. New Lanark besteht aus einer Weberei und den
dazugehörigen Wohnhäusern aus der Zeit der Industrialisierung. Heute ist fast ganz New
Lanark ein Museum. Sämtliche Häuser sind fünfstöckige Backsteinhäuser und stehen
zur Zeit hauptsächlich leer. Folglich führt der einzige Shop ausschliesslich Souvenirs.
Wir fahren deshalb die ??? Fuss Höhenmeter zurück nach Lanark, um dort in einem
Spezialgeschäft für Tiefkühlkost einzukaufen. Wir geniessen unsere Pizzen in
der Jugendherberge. Wieder einmal sind wir um unseren treuen Begleiter - den Whisky - froh...
Wetter: Bewölkt, Platzregen während Restaurantbesuch
Distanz: 48 Meilen
Das Verlassen des Museums fällt uns nicht schwer. Dank unseren Kartenlesekünsten
schaffen wir, Edinbourgh weitgehend auf Nebenstrassen zu erreichen. Dabei werden wir von schwarzen Wolken verfolgt,
doch uns gelingt es vor diesen Edinbourgh zu erreichen. In der Stadt angekommen, suchen wir die Jugendherberge.
Mit viel Glück finden wir diese auf Anhieb.
In diesen Tagen findet ein Fesival mit viel Musik und Komik statt. Wie es der Zufall so will,
laufen wir nachmittags genau zur Eröffnung des Festivals bei der Bühne vorbei. Dabei zeigen verschiedene
Künstlergruppen ihre mehr oder weniger interessanten Künste. Anschliessend geniessen wir die Darbietungen
verschiedener Bands, welche auf der Festivalbühne auftreten.
Wetter: Bewölkt
Distanz: 34 Meilen
Nun haben wir in den letzten Wochen doch schon einiges von Schottland gesehen - aber es gibt
da noch eine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss - also entschliessen wir uns für einen Ausflug nach Glasgow.
Allzuviel Zeit haben wir nicht mehr, und in Grosstädten ist Velofahren eh nicht so
lustig - so entscheiden wir uns für einen Bustrip, der uns in einer Stunde ins Zentrum von Glasgow bringt - wobei er
die meiste Zeit dazu benötigte, sich aus Edinbourgh zu kämpfen.
In Glasgow angekommen, erkunden wir als erstes die Stadt. Wir finden uns in jener pulsierenden
Metropole wieder, die wohl den grössten Einfluss auf Schottlands Bruttosozialprodukt hat - aber wir vermissen den Charme,
welcher von einer Stadt wie zum Beispiel Edinbourgh ausgeht. Auf der Suche nach Sehenswürdigkeiten landen wir schliesslich
auf einem Platz, der mit Heldendenkmälern ausgestattet ist.
Nach einem feinen Essen und einem Abstecher in eine Bar, wo wir ein zweifelhaftes, alkoholhaltiges
Süssgetränk ausprobieren, begeben wir uns abends wieder in den Bus zurück nach Edinbourgh.
Wetter: Bewölkt, zeitweise Regen
Leider sind nun unsere Ferien vorbei, wir müssen heute
den Heimweg antreten. Nach dem Morgenessen packen wir unsere Siebensachen und machen uns
auf den Weg zu einer Bushaltestelle. Hier packen wir unsere Velos wieder in unsere
Taschen und warten auf den Bus richtung Flughafen. Am Flughafen angekommen, kümmern
wir uns um das Check-in. Wir müssen die Velos an einem speziellen Schalter abgeben, da
diese wegen der Maul- und Klauenseuche dekontaminiert werden müssen.
Nach dem ersten Flug bleiben uns knappe 50 Minuten, um in
London umzusteigen. Da der Flughafen doch recht gross ist und wir noch einen Einkauf im
Duty-Free Shop eingeplant haben, machen wir uns zügig auf den Weg.
Im Shop, den wir bereits bei der Anreise wegen seiner guten
Auswahl an Malzwhishys ausgesucht haben, finden wir einen wunderschönen Ardbeg 76.
Zurück in Zürich nehmen wir unser Gepäck
entgegen - leider suchen wir vergebens unsere Velos. Vermutlich war die Zeit in London
zu knapp, um das Sperrgut umzuladen...
Wir geben eine Meldung auf und werden die Velos am folgenden Tag per Taxikurier nach
Jona geliefert bekommen.
Mit vielen guten Erinnerungen nehmen wir die Zugfahrt nach
Hause in Angriff, beide mit der Gewissheit dass wir - wie und wann auch immer - Schottland
wieder besuchen werden.
17. Juli
Letzte Vorbereitungen
18. Juli
Anreise
19. Juli
Aviemore - Newton
20. Juli
Newton - Inverness
21. Juli
Inverness - Dingwall
22. Juli
Dingwall - Embo
23. Juli
Ruhetag in Embo
24. Juli
Embo - Durness
25. Juli
Durness - Inchnadamph
26. Juli
Inchnadamph - Stornoway
27. Juli
Stornoway - Lochmaddy
28. Juli
Lochmaddy - Lochboisdale
29. Juli
Lochboisdale - Oban
30. Juli
Oban - Port Charlotte
31. Juli
Port Charlotte - Kintra
1. August
Islay - Rundfahrt
2. August
Kintra - Lochranza
3. August
Lochranza - Ayr
4. August
Ayr - New Lanark
5. August
New Lanark - Edinbourgh
6. August
Military Tattoo
7. August
Ausflug nach Glasgow
8. August
Heimreise